Spätestens am Silvesterabend machen sich die meisten Menschen regelmäßig Gedanken darüber, welche Gewohnheiten sie ändern wollen. Dabei stehen vor allem schlechte Angewohnheiten wie Rauchen, ungesunde Ernährung oder zu wenig Sport ganz oben auf der Liste. Der Erfolg in Form einer langfristigen Verhaltensänderung bleibt bei vielen jedoch aus. Grund hierfür ist meist nicht die fehlende Motivation, sondern eher eine falsche Herangehensweise.
Gewohnheiten zu ändern bedeutet, sich bewusst mit seinem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen. Wer seine guten Vorsätze in die Tat umsetzen will, kann in nur wenigen Schritten zu neuen Routinen finden. Warten Sie mit den guten Vorsätzen nicht bis zum Neujahr, sondern fangen Sie gleich damit an, Ihre Gewohnheiten zu ändern!
Was sind Gewohnheiten und wie entstehen sie?
Gewohnheiten sind automatische Abläufe, die wir im Leben schon so oft wiederholt haben, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, sondern einfach handeln. Dieses unterbewusste Verhalten legen alle Menschen an den Tag, dabei entwickelt aber jeder im Laufe des Lebens verschiedene Gewohnheiten.
Doch automatische Verhaltensmuster sind nicht per se schlecht. Im Gegenteil: Gewohnheiten dienen vor allem auch dazu, den Alltag zu erleichtern. Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten jeden Morgen in Ihrem Leben bewusst entscheiden, ob Sie zuerst das Wasser kochen oder den Kaffeefilter einlegen sollen. Würden wir jede unserer Gewohnheiten täglich bewusst durchführen, wäre das mit ziemlich viel Denkarbeit verbunden. Das menschliche Gehirn spart aber gerne Energie. Bei einer Gewohnheit, die jeden Tag gleich abläuft, schaltet das Gehirn auf „Auto-Pilot“ und entgeht so einer möglichen Überforderung. Wir können uns stattdessen ganz auf die wichtigeren Entscheidungen und Aufgaben im Leben fokussieren.
Schlechte Glaubenssätze tragen zusätzlich dazu bei, unschöne Gewohnheiten zu etablieren. Diese Glaubenssätze entstehen meist automatisch im Laufe des Lebens. So ist für viele Menschen zum Beispiel ein verinnerlichter Glaubenssatz, dass das Ende eines harten Arbeitstages mit einem kühlen Bier belohnt wird oder dass Schokolade bei schlechter Stimmung schnell glücklich macht. Diese Verknüpfungen können Auslöser für schlechte Gewohnheiten sein.
Gewohnheiten entstehen immer nach dem gleichen Muster
Eine Handlung wird dann zur Gewohnheit, wenn sie den folgenden Kreislauf durchlebt:
- Auslöser
- Handlung
- Belohnung
- Routine
Ein Beispiel: Jeden Morgen um 8:30 Uhr macht sich Herr Schneider eine Tasse Kaffee und genießt diese auf seinem Balkon (Auslöser). Dabei greift er zu einer Zigarette und fängt an zu rauchen (Handlung). Dies löst in ihm ein wohliges Gefühl aus und lindert für den Augenblick seinen Stress (Belohnung). So beginnt Herr Schneider jeden Tag (Routine).
Durch die tägliche Wiederholung der Handlung wird daraus eine Gewohnheit, die ganz automatisch abläuft. So kann auch bereits der Geruch des frisch gebrühten Kaffees am Morgen oder das gluckernde Geräusch der Kaffeemaschine als Auslöser dienen. Der Griff zur Zigarette ist dann nahezu unumgänglich. Den meisten Menschen fällt es schwer, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Aus welchen Gründen das so ist, erfahren Sie im Folgenden.
Darum ist es so schwer, schlechte Gewohnheiten zu ändern
Eine etablierte Gewohnheit abzulegen, verlangt in den meisten Fällen viel Willenskraft, Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin sowie Motivation. Der Grund dafür sind die Auslöser, die uns immer wieder an die Routinen erinnern. Der Auslöser fungiert gewissermaßen wie ein Trigger, der die Gewohnheit herbeiführt. Dem Drang zu widerstehen und der Angewohnheit nicht nachzugehen, fällt dadurch besonders schwer. Die Belohnung wiederum sorgt dafür, dass wir uns bei der Ausübung der Handlung bzw. direkt im Anschluss gut fühlen. Aus diesen Gründen scheitern Menschen immer wieder daran, ihre schlechten Gewohnheiten im Leben endgültig abzulegen.
Die Routinen nehmen dem menschlichen Gehirn im Alltag viel Denkleistung ab. Daher ist es deutlich bequemer, die Gewohnheiten beizubehalten, statt sie zu ändern. Nicht ohne Grund ist im allgemeinen Sprachgebrauch häufig die Rede davon, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Dennoch gibt es bestimmte Wege, um schlechte Gewohnheiten nachhaltig zu ändern. Dabei helfen die folgenden fünf Schritte.
Schlechte Gewohnheiten in 5 Schritten ändern
Eine Methode, um festgefahrene Verhaltensweisen zu ändern, macht sich den Kreislauf der Gewohnheiten zu Nutze.
- Gewohnheiten erkennen und Ziel definieren: Was will ich ändern?
- Auslöser identifizieren: Zu welcher Uhrzeit / an welchem Ort / in welchem Zusammenhang greife ich zu der schlechten Gewohnheit?
- Alternative Handlung finden: Welche Alternative eignet sich in dem Moment stattdessen?
- Neue Verhaltensweise etablieren: Statt der alten Routine, die neue Handlung ausführen.
- Durchhalten! Eine Handlung wird erst durch Wiederholung zur Gewohnheit.
Wer für sich festgelegt hat, welche Gewohnheit weichen soll, ist seinem Ziel schon einen Schritt näher. Versuchen Sie anschließend den Auslösereiz zu finden, indem Sie sich vor Augen führen, in welchem Kontext die jeweilige Handlung auftritt. Greifen Sie beispielsweise immer beim Fernsehschauen zu einer Tüte Chips? Oder neigen Sie dazu, in stressigen Situationen an den Fingernägeln zu kauen? Finden Sie heraus, was der Auslöser für die jeweilige Angewohnheit ist.
Eine alte Gewohnheit lässt sich leichter ändern, wenn sie direkt durch eine neu ersetzt wird. Dabei gilt es, eine alternative Handlung zu finden, die in dem Moment statt der schlechten Gewohnheit ausgeführt werden kann. Dadurch kann das Gehirn die alte Gewohnheit einfach durch eine neue ersetzen und es fällt keine zusätzliche Denkarbeit an. Alternative Verhaltensweisen können beispielsweise statt der Tüte Chips am Abend ein paar vorbereitete Gemüsesticks oder ein Kaugummi sein. Hier lohnt es sich, einmal auszuprobieren, was für einen selbst am besten als Alternative funktioniert.
Für die 5-Schritte-Methode ist die Belohnung ebenfalls ein entscheidender Faktor. Indem Sie sich aktiv für die neue, alternative Handlung belohnen, festigen Sie die neue Gewohnheit zusätzlich. Häufig entsteht jedoch automatisch ein positives Gefühl durch die neue Handlung. So fühlen sich viele Menschen beispielsweise besser und gesünder, wenn sie statt Süßigkeiten Gemüse essen.
Sobald eine passende neue Gewohnheit gefunden ist, heißt es durchhalten. Das neue Verhaltensmuster wird sich nicht von einem auf den anderen Tag etablieren. Auch Rückschläge, bei denen der Griff zur Chipstüte gewinnt, sind normal. Wichtig ist es nur, nicht aufzugeben und durch stetige Wiederholung eine neue Routine zu entwickeln. Die Dauer spielt nämlich eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung schlechter Angewohnheiten.
So lange dauert es, eine Gewohnheit zu ändern
Laut einer Londoner Studie dauert es im Schnitt rund 66 Tage, bis eine neue Gewohnheit etabliert ist. Dabei wurde das Verhalten mehrerer Menschen beobachtet, die eine neue Handlung zu einer automatischen Angewohnheit werden lassen sollten. Die Testpersonen benötigten jedoch unterschiedlich lange, um dieses Ziel zu erreichen. Einige nur wenige Wochen, andere wiederum hatten die Gewohnheit erst nach mehreren Monaten etabliert. Im Schnitt benötigten die Probanden jedoch etwa zwei Monate.
Warum es teilweise so viel Zeit benötigt, um das eigene Verhalten zu ändern, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Vor allem die Persönlichkeit spielt eine wichtige Rolle. Einige Menschen bringen von Natur aus mehr Willensstärke und Disziplin mit als andere. Doch auch die individuellen Verhaltensweisen und die jeweilige Art der Gewohnheit entscheidet über die Dauer bis zum Erfolg. Wer beispielsweise mit dem Rauchen aufhören will, sieht sich auch mit der körperlichen Abhängigkeit konfrontiert. Diese Personen benötigen dadurch eventuell mehr Zeit, die Gewohnheit abzulegen. Jemand, der sich im Alltag gesünder ernähren will, wird stattdessen vielleicht schneller Erfolg haben.
Noch mehr Tipps für neue Handlungsmuster
Mit diesen Tipps können Sie ihre Gewohnheiten im Alltag durch neue Verhaltensweisen ersetzen. Welche Methode letztlich die passende für Ihren Alltag ist, lässt sich am besten durch Ausprobieren herausfinden. Beim Etablieren alternativer Handlungsmuster können Sie Ihrer Kreativität gerne freien Lauf lassen.
- Süßigkeiten und Co.: Greifen Sie abends oder zwischendurch gerne mal zu ungesunden Snacks wie Schokolade oder Chips? Dann trinken Sie doch beim nächsten Mal zunächst ein großes Glas Wasser oder putzen sich die Zähne, um dem Heißhunger entgegenzuwirken. Eine weitere Alternative für eine gesündere Ernährung im Alter sind Snacks wie beispielsweise Nüsse oder Gemüsesticks.
- Mehr Bewegung: Senioren, die im Alltag mehr Sport treiben wollen, können sich neue Auslöser schaffen. Ein möglicher Trigger kann die Sportmatte sein, die Sie bereits am Abend auslegen, sodass Sie direkt nach dem Aufstehen daran erinnert werden, ein paar Übungen zu machen. Auch ein fester Termin in der Woche, wie beispielsweise ein Sportkurs oder eine Verabredung zum Joggen, kann als Auslöser fungieren.
- Fingernägel kauen: Neigen Sie an stressigen Tagen dazu, an den Nägeln zu kauen? Dann helfen neben speziellem Nagellack oder Pflastern auch bestimmte Artikel zum Stressabbau wie zum Beispiel Bälle, Ringe oder Würfel.
- Weniger Fernsehen: Wer sich das Ziel setzt, weniger Zeit vor dem TV zu verbringen, kann sich eine passende Alternative ins Blickfeld bzw. in Reichweite holen. Liegt auf dem Couchtisch zum Beispiel bereits ein neuer Roman oder die Tageszeitung bereit fällt es viel leichter, den Fernseher auszulassen. Um den Widerstand noch mehr zu erhöhen, können Sie die Fernbedienung zusätzlich weiter weg platzieren oder sogar in einem anderen Raum „verstecken“.
Fazit
Etablierte Gewohnheiten und eingesessene Handlungsmuster loszuwerden, fällt vielen Menschen schwer. Wenn Sie also Schwierigkeiten haben, Ihre Routinen zu ändern, sind Sie damit nicht allein. Mit unseren Tipps steht den gewünschten Veränderungen jedoch nichts mehr im Wege. Probieren Sie die fünf Schritte einmal in der Praxis aus und suchen Sie sich passende Alternativen zu ungewollten Gewohnheiten. Lassen Sie sich auch nicht von eventuellen Rückschlägen entmutigen, sondern behalten Sie Ihre Motivation und Ziele stets im Blick. Denn ungeliebte Gewohnheiten abzulegen, fühlt sich befreiend an und sorgt für mehr Zufriedenheit im Alter.
Welche Tipps empfehlen Sie, um schlechte Gewohnheiten abzulegen? Wir freuen uns auf Ihre Meinungen.
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